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Schöllenen

Schöllenen
"Diagonale" 6a, 7 SL
"Wädlichlimser" 6b, 8 SL

Zwei herrliche Feierabend-Klettereien - einmal mit Richi und das andere Mal mit meinem Bruder Kurt. An beiden Abenden hatten wir wettermässig enormes Glück und blieben trotz drohender Wolken trocken.

Die "Diagonale" hatte ich in den 80er-Jahren mit Thomas Holzhauser erstbegangen. Dabei wurden wir sicher dreimal von einem heftigen Gewitter zum Rückzug gezwungen. Ehrlich gesagt, waren wir damals aber auch ohne grosse Bedenken vor den schwarzen Wolken eingestiegen...

Zu jener Zeit hatten wir den oberen Teil der Route fast clean geklettert. In einer späteren Sanierungsaktion kamen dann ein paar zusätzliche Haken dazu.

Im Frühling und Vorsommer, besonders nach einer Regenperiode, drückt da und dort etwas Wasser aus den Rissen. Ideal ist daher die Herbstzeit für diese Route, besonders wenn die Alpenpässe schon wieder Wintersperre haben. Dann ist auch der Verkehr in der Schöllenen deutlich geringer.

Aktuell übertönt die schäumende Reuss die Motorengeräusche, ausser ein "Spinner auf zwei Rädern" kitzelt die letzten Reserven aus seiner heulenden Maschine.

Mit 60 Meter-Seilen erreicht man in vier Abseilmanövern wieder den Wandfuss, wobei man im unteren Teil über "Wädlichlimser" abfährt.

Diese Route haben mein Bruder und ich 1987 mit ganz wenigen Bohr- und Normalhaken erstbegangen. Der Zahn der Zeit nagte aber schon bald an den Sicherungspunkten, was eine umgehende Sanierung im Jahr 2005 dringend nötig machte.

Nun stecken überall rostfrei Bohrhaken M10, die ein gefahrlosen Klettern erlauben. Auch hier gilt, wie in der "Diagonale": Nach einer Regenperiode können ein paar Stellen nass sein.

Besonders anfällig dafür ist der Beginn der grossen Schlussverschneidung, die in drei herrlichen Seillängen durchstiegen wird.

Da die Haken regelmässig stecken, kann ohne Nervenflattern durch die griffige, aber da und dort doch etwas fordernde Route gestigen werden.

Es war irgendwie eigenartig und sehr speziell, mit meinem Bruder 26 Jahre nach der Erstbegehung durch diese Verschneidung zu steigen. Immer wieder tauchten bruchstückhafte Erinnerungen an diese glücklichen Stunden vor meinem geistigen Auge auf.

Der Nebel sorgte zusätzlich für eine mystische Stimmung und rundete das ganze Erlebnis eindrücklich ab. Allerdings wussten wir nie genau, wann aus dieser grauen Suppe wohl die ersten Tropfen fallen würden.

Petrus hatte aber eine Erbarmen und verschonte uns auch in der letzten Seillänge vor dem unangenehmen Nass. Hier wartet die Schlüsselstelle, besser gesagt eine Reihe von Schlüsselstellen, beginnend auf den ersten Metern mit einer glatten Platte, der nach einer kurzen Piazsequenz ein etwas heikler Quergang folgt.

Die schwerste Stelle ist aber die rechtsliegende Kante kurz unter dem Stand, an der noch einmal heftig gezogen werden muss. Mein Bruder kann das bestätigen....

Besten Dank, Bruderherz! Einerseits für diesen tollen Kletterabend, anderseits aber auch für das grossartige Erlebnis vor 26 Jahren, als wir zwei Jungspunde mit deutlich mehr Herzklopfen in der grossen Verschneidung unterwegs waren.