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Mettener Butzli

Mettener Butzli
"Z'Schlänggä Unghyr", 6b, 4 SL
"Z'Wild Mandli", 6a+, 3 SL
"Butzliläll", 6b, 4 SL

Vom Mettener Butzli habe ich auf dieser Website ja schon öfters berichtet. Der ruhige und besinnliche Ort hoch über dem Dorf Unterschächen zieht mich immer wieder in seinen Bann.
Der teils erstklassige Fels, die traumhafte Aussicht auf die schneebedeckten Dreitausender Clariden,Chammliberg, Schärhorn und Gross Ruchen sowie die sanfte Alpfläche am Fuss der Kletterfelsen faszinieren mich stets auf's Neue.

An diesem Sonntag nach Fronleichnam wagten wir einen ersten Versuch ohne genaue Informationen, wie weit man die gebührenpflichtige Strasse zum Butzli hochfahren kann. Kurz nach der Alp Mettenen, in der ersten Haarnadelkurve der Naturstrasse, war dann Ende Gelände für unserern motorisierten Lastesel. Wir schnürten die Bergschuhe und stiegen querfeldein hoch, mitten durch die Lawinenverbauungen, und gelangten auf die Hochebene vom Butzli. Hier lag noch eine durchgehende Schneedecke, die aber tragend war und ein rasches Vorwärtskommen in Richtung der verschiedenen Einstiege erlaubten.

Das anvisierte Ziel, die Route "Vo Rächts nach Links", war leider nass. Besonders der feingriffige Quergang der 5. Seillänge wurde von einem fetten, schwarzen Wasserstreifen auf seiner ganzen Breite tangiert. Schade, aber es hat ja noch viele andere Optionen in diesem Gebiet. Wir richteten in der Grotte des Hauptsektors, just am Einstieg von "Z'Schlänggä Unghyr" unsere Basis ein. Stine, meine fröhliche Begleiterin, packte den Bund Expresschlinge und signalisierte damit, dass sie den ersten Vorstieg übernehmen wollte. Mir war's recht, da ich eine gewisse Müdigkeit verspürte und zudem noch von einer hartnäckigen Nackenhärte geplagt wurde.

Leider geizte die Sonne mit ihren wärmenden Strahlen, die Schuld daran musste aber eindeutig den umherziehenden Nebelschwaden zugewiesen werden. So bewehrten wir uns mit Windjacken und hofften, dass die steile Kletterei den Körper zur zusätzlichen Wärmeproduktion anregen würde. Die erste Seillängen sorgte noch für etwas klamme Finger, weiter oben war dies aber kein Thema mehr. Der luftige Quergang der zweiten Seillänge ist stets ein Erlebnis. Dank der eng steckenden Bohrhacken kann man hier ohne gesträubte Nackenhaare und trotz hinderlicher Nackenstarre angenehm durchklettern.

Die folgende, geniale "Röstiraffel" der dritten Seillänge war für Stine ein gefundenes Fressen. Die kleingriffige Kletterei an korallenartigen Strukturen behagte ihr offensichtlich. Meinerseits plumpste ich im Nachstieg unverhofft ins Seil, als so eine filigrane Struktur unter meinem linken Fuss das Zeitliche segnete und sich im freien Fall in Richtung Wandfuss verabschiedete. Dank der guten Sicherung von Stine endete meine zum gleichen Zeitpunkt gestartete Verfolgungsjagd bereits nach einem Meter Freiflug sanft im sich dehnenden Strick. In der folgenden Länge packte ich die dargebotenen Griffe etwas konzentrierter und erreichte ohne störende Zwischentöne das Wandbuch und damit auch das Routenende.

Mit zwei luftigen, lang gestreckten Abseilmanövern erreichten wir unser Basislager und wechselten wenige Meter nach rechts zum Einstieg der Route "Z'Wild Mandli". Auf den ersten Metern ist der Fels noch leicht brüchig, was sich aber rasch bessert. Stine übernahm am massiven ersten Standplatz das Führungskommando für die zweite Länge und genoss den griffigen, steilen Fels. In der dritten und leider schon letzten Länge folgte ich einer rissartigen Felsstruktur, die wegen der latenten Feuchtigkeit - aus dem Nebel tröpfelten immer wieder feine Wasserperlen - gar nicht so einfach zu meistern war. Allerdings ist die Absicherung in diesem Bereich perfekt und nervenschonend eng gesetzt. Die letzten Meter zum Wandbuch sind dann steiles T6-Gelände über Grasschrofen. Dieser Ausstieg macht aber Sinn, da am Routenende fast etwas Gipfelgefühl aufkommt und, was bedeutend wichtiger ist, man von diesem Punkt auch in zwei Abseilstrecken problemlos wieder an den Wandfuss gelangt.

Der Nebel war dichter geworden und die kleinen, runden, schwarzen Punkte auf den trockenen Steinen am Wandfuss traten immer deutlicher hervor: Es nieselte leicht. Wir wollten aber trotzdem noch einen Versuch im "Butzliläll" wagen und dislozierten rasch mit dem nötigen Plunder zum entsprechenden Einstieg. Am zweiten Stand angekommen, mussten wir uns aber eingestehen, dass unsere Kletteraktivitäten des heutigen Tages hier ihren Abschluss fanden. Die folgende Länge mit ihren heiklen Plattenpassagen war doch schon deutlich angefeuchtet. So fädelten wir die Seile in den massiven Klebering und schwebten gemütlich in direkter Linie zu Boden. Beim Rückmarsch zum Auto inensivierte sich der Nieselregen und bestätigte damit unseren klugen Entscheid. Besten Dank an Stine für den genussvollen Klettertag an einem der schönsten Orte im Kanton Uri.

Akteuell liegt noch viel Schnee im Kessel des Mettener Butzli. Die Zufahrt über die gebührenpflichtige Strasse sollte aber demnächst durchgängig bis zum Kulminationspunkt machbar sein. Die Einstiege sind alle schneefrei und problemlos erreichbar. Viel Spass im "Golden Valley"! Wir kommen bestimmt wieder...