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08. Mai 2018

Jerzu / Sektor Il Castello
Zum Glück hielt sich das wilde Wetter nicht ganz an die Prognosen und schenkte uns einen trockenen, wenn auch windigen Tag. Wir hielten uns an die Nähe von Ulassai und konnten nach wenigen Minuten Autofahrt bereits das Ziel unserer Begierde ausmachen. Vom Parkplatz an der Strasse stiegen wir wenige Höhenmeter zu dem imposanten Felsband des Sektors Castello hoch.

Hier reihte sich Route an Route. Nach den intensiven Regenfällen der Vorwoche waren aber viele davon noch nass und unbegehbar. Schade, aber wir wollten nicht so schnell aufgeben. Fünf unserer siebenköpfigen Truppe dislozierten in einen anderen Bereich, während Thomas und ich vor Ort die trockenen und für uns machbaren Routen auskundschafteten.

Der Fels war gespickt mit unzähligen Wasserlöchern, die besten davon zu finden war aber gar nicht so einfach. Diesem Umstand Rechnung tragend, sind viele Route sehr anhaltend und homogen im entsprechenden Schwierigkeitsgrad: Eine gute Ausdauer und subtile Fusstechnik hilft also in diesen senkrechten Platten, die nicht einfach zu lesen sind.

Gegen Mittag wanderten Thomas und ich dem Wandfuss entlag, immer wieder die unzähligen Routen ausspähend, und besuchten unsere Kollegen in ihrem Sektor. Auch sie hatten ein lauschiges Plätzchen gefunden und kletterten munter darauf los. Leider zierten auch hier etliche Wasserstreifen die Wand und liessen manche verlockende Linie unberührt. Es gab aber noch genügend "Futter" für unsere Kletterlust, die erst mit wunden Fingern etwas abflaute.

Das Wetter blieb trocken - ein wirklich geschenkter Tag in einer zauberhaften Landschaft. Einziger Wermutstropfen war die Nähe zur Strasse, wo ein paar "potentielle Organspender" den Gashahn ihrer heissen Maschinen bis zum Anschlag aufdrehten. Erstaunlicherweise waren wir praktisch alleine an diesem breiten Felsband tätig, ein Umstand der uns aber gar nicht zum Jammern brachte.

Lag es am kühlen Wetter oder den schlechten Prognosen? Vom Potential und der Felsqualität her müsste in solch einem Gebiet eigentlich viel mehr Betrieb herrschen. Angesichts der fast unendlichen Klettermöglichkeiten auf dieser Insel verteilt sich das vertikal-affine Volk wohl sehr gut auf das gesamte Eiland. Eine Begebenheit, die wir während der ganzen Woche fast durchwegs so geniessen durften.