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Schöllenen "Geburtstagsweg"

Schöllenen "Geburtstagsweg" 6a+, 8 SL
Anfangs Mai ist das Angebot an lohnenden Mehrseillängen-Routen mit schneefreiem Zugang noch gering. Gewisse Routen sind zudem von Schmelzwasser tangiert oder liegen in einem lawinengefährdeten Bereich.

Mit dem "Geburtstagsweg" in der Schöllenen fanden wir aber eine Linie, die bereits schon durchgehend trocken und am Einstieg schneefrei war. Die prognostizierten Schauer für den Nachmittag waren ein weiteres Argument für die rasch erreichbare Route.

Da bis auf den Oberalppass alle weitere Passübergänge noch Wintersperre hatten, war auch der Verkehrslärm erträglich. Die viel Wasser führende Reuss dämpfte mit ihrem Rauschen zusätzlich den Motorenlärm. Wie allerdings gewisse Motorräder die Schweizerischen Lärmvorschriften einhalten, bleibt mir wohl ewig verborgen...

Da wir zu dritt waren, durfte ich die ganze Route führen. Dank den gemässigten Schwierigkeiten und den verlockend glitzernden "Longlife"-Bohrhaken war dies auch ein absoluter Genuss. Komischerweise steckten aber ausgerechnet bei den zwei plattigen Schlüsselstellen noch die alten Ringbohrhaken. Der Rest ist aber tadellos saniert, besonders die Stände sind vorbildlich mit Irniger-Platten ausgerüstet.

Ausser in der 3. und 4. Seillängen, die reine Reibungskletterei verlangen, ist der "Geburtstagsweg" sehr abwechslungsreich und bietet eine Fülle an schönen Kletterbewegungen. Die Schwierigkeitsbewertung erfolgte noch nach "alter Schule" und hat wohl schon manchen Wiederholer auf dem falschen Fuss erwischt. Das an der Schlüsselstelle hängende Maillon-Rapid ist wohl Beweis genug. Da hier ein Ringbohrhaken steckte, konnte ich wenigstens meinen Karabiner ungehindert einhängen. Dies ist leider nicht immer der Fall...

Wann begreift wohl das letzte "Spatzenhirn", dass man bei einem Rückzug kein Maillon-Rapid verwenden soll, sondern besser einen alten Karabiner opfert. Die Schraubverschlüsse der Maillons rosten sehr rasch ein und lassen sich ohne Schlüssel schon nach kurzer Zeit nicht mehr öffnen. Wer schon mal bei einer Schlüsselstelle seine Expressschlinge in ein Maillon hängen musste, weil der Karabiner keinen Platz mehr in der Bohrhakenöse hatte, weiss wovon ich spreche. Bei den geringen Bruchlasten der Maillons, die ja meistens in der schwersten Stelle der Route stecken, ein ärgerliches und sehr risikobehaftetes Szenario. Einen alten Karabiner kann wohl jeder auftreiben, der sich nicht hundertprozent sicher ist, ob er der Route gewachsen ist.

Nach 8 genussvollen Seillängen machten wir uns schliesslich ans Abseilen und standen schon bald wieder am Wandfuss, wo endlich die verdiente krumme Brissago genüsslich in Rauch aufgelöst werden konnte. Besten Dank an Iwan und Richi für den gelungenen Klettertag. So macht es wirklich Spass!

Den Einstieg zum "Geburtstagsweg" erreicht man vom Parkplatz in der 4. Haarnadelkurve der Schöllenenstrasse (von Göschenen kommend) in wenigen Minuten, indem man über das Dach der Bahngalerie Richtung Göschenen wandert und auf der Höhe der alten Römerbrücke zu den Felsen hochsteigt. Eine gut sichtbare Infotafel markiert den Beginn der Kletterei.