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Holzerstock "Holzmichel"

Holzerstock "Holzmichel" 6b+, 4 SL (Erstbegehung)
Holzerstock "Südostwand" 6a+, 5 SL
Bei unserem Ausflug zum Holzerstock, wo wir im Juni zwei nette Routen klettern durften, imponierte mir die noch unberührte Headwall mit ihrem markanten Riss. Die Idee einer Neutour in diesem Wandbereich war rasch geboren. Da die Linienführung im unteren Teil noch etwas unklar schien und der Fels am Holzerstock teilweise brüchig ist, stieg ich wenige Tage später über die Nordabdachung zum Gipfel und seilte über die Wand ab. Beim ersten Seilabzug wickelte sich das grüne Halbseil um einen Felszacken und blieb trotz intensivster Bemühungen dort hängen. Was nun! Nach Abwägung aller vernünftigen Optionen zückte ich das Sackmesser und schnitt soviel Seil ab, wie ich gerade noch ergattern konnte. Mit diesem Seilrest kam ich knapp auf das anvisierte Podest, wo der nächste Standplatz sinnvoll schien. Ebenso knapp reichte es von dort bis zum Wandfuss. Eine machbare Linie war nach dieser Inspektion gefunden. Mit den wenigen Bohrhaken, die ich dabei hatte, rüstete ich die ersten Meter der Startlänge aus und zog anschliessend gemütlich von dannen.

Am 9. August rückte endlich wieder stabiles Wetter in Sicht. Da in unserem Strahlnergebiet immer noch ordentlich Altschnee lag, nutzten wir diesen Schönwettertag für einen Bohrtag am Holzerstock. Der Zustiegsweg zur Alp Stock glich am Morgen noch einer Schlammpiste und an den Grasbüscheln glitzerten unzählige Wasserperlen. Ob die Wand wohl schon trocken war? Beim Alplersee erhaschten wir einen informativen Blick in die Wand und konnten gute Bedingungen ausmachen. Näher beim Wandfuss zeigten sich dann aber vereinzelte Wasserstreifen. Die sollten uns vermutlich keine schwerwiegenden Probleme bereiten. Der Umstieg auf die Kletterfinken im feuchten Gras beim Einstieg entpuppte sich allerdings als etwas unangenehm.

Der Start in die Route erfolgt ein paar Meter rechts vom markanten Ahornbaum, wo auch die klassische Südostwand von Franz Anderrüthi und Albin Schelbert startet. In der geräumigen Nische hinter dem Baum kann man sehr gut die Rucksäcke deponieren und seine Zustiegsschuhe platzieren. Beim Start in die neue Route "Holzmichel" steckt ein Bohrhaken der Marke "Austria Alpin". Der Fels ist auf den ersten Metern noch etwas blockig und grasdurchsetzt, weiter oben bessert das schnell. Mit einem abschliessenden Plattenquergang erreichte ich das kleine Podest, wo bereits die Standplatz-Platte wartete, die ich während meiner ersten Wandinspektion hier montiert hatte.

Der nun ansetzende Schwartenriss liess sich wunderbar mobil absichern und erfreute mich mit herrlichen Kletterzügen. Weiter oben, in einer gelb gefärbten Nische, stieg ich zuerst gerade hoch. Ein sehr fragil anmutender Felsblock nötigte mich aber schliesslich zu einem Rechtsquergang auf die runde Kante. Der Weiterweg über die kompakte Kante war eindeutig die beste Lösung und bot erneut sehr schöne Klettermeter. Ich landete direkt beim nächsten Standplatz, den ich im Juni zurück gelassen hatte. Über mir hing noch das inzwischen verblichene Halbseil, welches ich damals opfern musste.

Stine und Kurt folgten meinen Spuren und äusserten sich lobend über die Felsqualität, besonders der Schwartenriss hatte ihnen sehr gut gefallen. Aus ihren Rucksäcken dotierten sie mich mit neuen Bohrhaken auf und richteten sich gemütlich am Standplatz ein. Die nun anstehende Headwall sah vielversprechend aus, allerdings war der optimalste Routenverlauf nicht auf Anhieb erkennbar. Die ersten Meter boten noch gute Griffoptionen, weiter oben fand ich die Lösung erst nach einem Verhauer. Teils aus Cliffpositionen, teils aus der Kletterstellung heraus bohrte ich die beruhigenden Zwischensicherungen. Eine kleingriffige Linksschlaufe brachte mich zum breiten Faustriss, in dem ich meinen grössten Camalot nur an zwei Segmenten - bei einer wulstigen Verengung - platzieren konnte. Mit Herzklopfen vertraute ich diesem misslich gesetzten Klemmgerät mein Körpergewicht an und bohrte den nächsten Anker. Just mit dem letzten Bohrhaken gelangte ich schliesslich auf ein geräumiges Podest, wo die mitgeführte Standplatte ihren definitiven Wohnsitz fand. Die Headwall war damit durchstiegen.

Meine zwei treuen HelferInnen freuten sich, nun selber wieder aktiv zu werden und erreichten mich nach erfolgreichem Durchstieg dieser Länge mit strahlenden Gesichtern. Rasch waren die Standplatzordnung hergerichtet und die wenigen einfachen Meter bis zum Ausstieg erledigt. Auf der sanft abfallenden Rückseite des Holzerstocks fielen wir uns um den Hals und gratulierten uns gegenseitig zur gelungenen Neutour. Wir stiegen die wenigen Meter zum Gipfel hoch und seilten über die Abseilpiste zurück zur Ahorn-Nische, wo endlich der Hunger gestillt werden konnte.

Nach der kräftigenden Rast stiegen wir kurzentschlossen in die klassische Südostwand ein und kletterten frei von Ballast in fünf kurzen, unterhaltsamen Seillängen ein zweites Mal zum Gipfel. Wenn das Wetter mitspielt, muss man schliesslich den Tag nutzen... Den Abstieg zum Auto teilten wir mit einem Besuch der Alpbeiz bei den Hütten von Alplen in zwei Etappen auf. Auf dem zweiten Abschnitt wog der Rucksack wieder etwas mehr, da sich mittlerweile feiner Alpkäse darin befand. Vielen Dank an Stine und Kurt für den intensiven Klettertag am Holzerstock. Mit euch beiden kann man Pferde stehlen!
Hier kann das Topo der neuen Route "Holzmichel" [7 385 KB] als Pdf-file heruntergeladen werden. Viel Spass allen WiederholerInnen!