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Poncione di Ruino

Poncione di Ruino
"Danielli-Pohl 6c+, 7 SL
"Ten years after 6c+, 7 SL

Nach dem gestrigen "Gotthard-Marathon" wollten wir noch mehr von dem sagenhaften Rotondo-Granit unter die Finger kriegen. Der Poncione di Ruino im Bedrettotal bot sich dafür als ideales Ziel dar. Mit Dani und Richi waren zwei weitere topmotivierte Granitkletterer mit von der Partie.

Der lange Aufstieg von All'Acqua via Capanna Piansecco an den Fuss des imposanten Felszahns verlief daher sehr kurzweilig. Der Schweiss rann trotzdem in Strömen, war es doch heute deutlich wärmer als gestern auf dem Gotthardpass.
Wir entschieden uns für den alten Klassiker "Danielli-Pohl", der mit rostfreien Bohrhaken saniert wurde. Da und dort kommt aber noch ein ein braunroter Originalhaken der Erstbegehung aus dem Jahre 1975 zum Einsatz.

Die Einstiegslänge, ein kniffliger Fingerriss (6c+), ist knallhart und hat mich als "Langsam-Starter" arg aufgeblasen. "Das ist die Müdigkeit von gestern" schoss es mir durch den Kopf. Als meine drei Freunde aber auch gehörig ausser Atem kamen, war mir klar, dass "dieses Luder" wirklich schwer zu klettern ist. Der folgende Riss der zweiten Länge ist deutlich einfacher (6a+), fordert aber immer noch Einsatz.

Eine schöne Hangelschuppe (5a) markiert die dritte Länge, bevor in der vierten Länge die schönsten Kletterstellen folgen. Verschneidungen, Risse und zwei kleine Aufschwünge charakterisieren diese 6b-Länge. Im fünften Teilabschnitt, wo gemäss Führer eine p.a.-Stelle wartet, kann dank einem versteckten Griff, die freie Begehung (6b+) doch noch erfolgen. Der Rest ist einfacher, verlangt aber den Einsatz von Friends und Zackenschlingen. Dank der Abseilpiste über die Route "Skin contact" standen wir bald wieder am Einstieg unten. Die Route "Danielli-Pohl" hat uns sehr gut gefallen, von einer der schönsten Tessiner Klettereien zu reden, wie dies Clauco Cugini in seinem Führer tut, scheint mir aber doch etwas übertrieben.

Nach kurzer Beratung wendeten wir und der Route "Ten years after" zu, stiegen aber über die sehr empfehlenswerte "Diedro Petazzi" ein. Diese führt in zwei Seillängen durch eine senkrechte und sehr atlethisch zu kletternde Verschneidung hoch. Die Bewertung (5c+ und 6a) ist sehr hart; da war die 6b-Länge der "Danielli-Pohl" deutlich leichter. Ab der dritten Länge befindet man sich dann auf der Linie der "Ten years after", die im Zickzack-Kurs weitere vier Längen hochführt.

Diese vier Seillängen sind, man verzeihe mir das harte Urteil, stümperhaft eingebohrt. Da stecken gleich zu Beginn der dritten Länge auf 5m Kletterstrecke drei Bohrhaken, obwohl da ein wunderbarer Riss für Friends vorhanden ist. Weiter oben ist eine kurze Plattenstelle mit zwei Bohrhaken innerhalb von 1,5m gesichert, dann geht es aber 12m ohne Sicherungsmöglichkeit zum Stand hoch.

In der Schlüsselstelle (6c+) muss man vom ersten Haken wieder zwei Meter abklettern, weil der viel zu weit rechts steckt. Ein Abgang vor dem zweiten Haken führt daher zu einem üblen Pendelsturz. Der dritte Haken kann von einem guten Tritt aus nur eingehängt werden, wenn man 1.90m gross ist. Alles was kleiner ist, muss zuerst einen heiklen Boulderzug hinlegen, bevor dieser Haken geklinkt werden kann. So doof wird in der Regel nur eingebohrt, wenn man die Route nicht von unten erstbegeht. Diese Länge misst zudem 50m und führt um sieben Ecken herum. Der Seilzug lässt grüssen!

Genug gelästert: der Fels und die steilen Kletterpassagen sind wirklich sehr schön und lassen die Mängel bei der Ausrüstung in den Hintergrund treten. Abseilen kann man direkt über die Route. Der Poncione di Ruino hält ein paar echte Knaller bereit. Für Rissliebhaber bietet sich "Skin contact" (7a+) geradezu an. Wer es noch schwerer will, soll die "Via Lattea" (7b) oder sogar "Accarezzando la roccia" (7c) versuchen. Mit "Ficus Tremens" (7a+) und "Self Sercice" (6c) sind zudem im Jahr 2009 zwei neue lohnende Routen dazugekommen (siehe Topo). Sehr gelobt wird auch die Route "Musique gaie pour un demain triste" (7a).

Vielen Dank an meinde drei Freunde Richi, Ruedi und Dani: Mit euch gibt es immer etwas zu lachen!