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Malvaglia

Malvaglia Klettergarten, 5b -7b
An Ostern wollten wir ursprünglich das zu diesem Zeitpunkt sicher stark frequentierte Tessin tunlichst meiden. Der giftige Kälteeinbruch im Norden, verbunden mit starker Bise an Karfreitag, und die noch tief liegende Schneegrenze auf der Alpennordseite bewirkten aber einen Sinneswandel.

Zusammen mit meinem Bruder Kurt und seinem Sohn Fabian fuhren wir daher am Karsamstag nach Biasca. Allzu weit runterdüsen wollten wir nun definitiv nicht – daher fiel die Wahl unseres Kletterziels auf Malvaglia. Den schönen Klettergarten hatte ich stets in guter Erinnerung behalten und freute mich entsprechend auf ein Wiedersehen.

Meine zwei Begleiter hatten schon lange keinen Fels mehr unter den Fingern gespürt und waren ebenfalls hoch motiviert. Bereits um neun Uhr standen wir in einem der oberen Sektoren und ersehnten den etwas verspäteten Sonnenaufgang. Der Vorteil des frühen Losziehens lag aber auf der Hand: Der enge Parkplatz war noch komplett frei und die Routeneinstiege waren gleichfalls verwaist. Gemütlich legten wir los und mussten ab und zu die Arme schwingen, damit wieder Wärme in die Finger strömte.

Bald aber schaffte es die glühende Kugel über den Horizont und spendete uns die bitter benötige Wärme. Leider nahm der Nordwind entsprechend auch zu und liess uns weiterhin frösteln. Die kleingriffige „Il Vampiro Fillipo“ (7a) und die im gleichen Stil gehaltene „Piri-Piri“ (6c) wurden mit kalten Fingern zur Challenge, gelangen aber doch noch im sauberen Stil. Kann es sein, dass hier die Bewertungen versehentlich vertauscht wurden? Die „Piri-Piri“ hat sich jedenfalls deutlich schwieriger angefühlt als der Vampir.

Wir zügelten einen Sektor höher und fanden am Einstieg der „Mister Max“ ein windgeschütztes, sonniges Plätzchen, wo wir uns nun endlich richtig erwärmen konnten. Die hier startenden Routen weisen eine schöne Höhe auf und bieten vielseitige Züge an Rissen und Quarzadern. Es gäbe sogar die Möglichkeit, eine zweite Länge anzuhängen. Zu dritt mit einem 80 Meter-Einfachseil verzichteten wir aber auf dieses Schmankerl. Dafür gönnte ich mir die neueste Route in diesem Sektor, die aber auch schon wieder vierzehn Jahre auf dem Buckel hat.

„Sollievi infinitesimal“ (7a+) verläuft über eine unmögliche scheinende, fast senkrechte Platte. Zu Beginn helfen noch ein paar kleine, positive Leisten zu einer kniffligen Untergriff-Passage. Dann folgen Sequenzen an kleinsten Quarzscherben, die über dieses steil aufgestellte Relief leiten, wo viel Vertrauen in die Sohlen und Körperspannung gefragt sind. Ich liebe diesen Kletterstil, bei der mehr Technik als pure Kraft verlangt wird.

Nach einer vermeintlich gemütlichen Auskletterrunde in "Eclisse di luna" packten wir langsam unser „Burdäli“ und machten uns an den Abstieg, vorbei an den zahlreichen Sektoren im unteren Gebietsteil. Hier herrschte entgegen unserer Annahme eher mässiger Kletterbetrieb. Weiter unten im Maggiatal dürfte es wohl ganz anders ausgesehen haben. Malvaglia hat mich erneut überzeugt. Die meisten Routen sind zwar eher kurz und maximalkraftlastig, aber der Orthogneis weist extremen Grip auf und erlaubt oft ein „unmögliches“ Stehen auf kleinsten Unebenheiten. Besten Dank an meinen Bruder und meinen Neffen. Es war total lässig mit euch beiden!