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Schmalstöckli

Schmalstöckli «Bird on a wire», 6b, 5 SL
Sanierung und Nachrüstung
Nach stabilen und heissen Junitagen flachte der Druck über Mitteleuropa zunehmend ab und brachte nun labiles Tagesgangwetter mit Gewittern am frühen Nachmittag. Dies veranlasste uns, näher gelegene Ziele mit kurzem Zustieg zu wählen. Da bot sich doch geradezu das Schmalstöckli im Lidernengebiet an. Schon seit längerem wollte ich dort unsere Route «Bird on a wire» nachrüsten. Im Jahr 1991 erstbegangen, hatten wir an den Standplätzen teils noch Ringbohrhaken verwendet. Zudem war mir der Einstiegsbereich schon länger ein Dorn im Auge. Seit einem Griffausbruch war diese Stelle deutlich anspruchsvoller geworden. Vielleicht liess sich da eine bessere Lösung finden…

Als wir nach 30 Minuten am Einstieg standen, waren wir klatschnass. Die bereits schon hohen Temperaturen und eine unangenehme Luftfeuchtigkeit liessen den Schweiss in Strömen fliessen. Am Rossstock schossen die Wolken bereits hoch in den Himmel. Es war alles andere als ein stabiler Wettertag. Rasch hängte ich mir das benötigte Material um und startete in die erste Seillänge. Der Griffausbruch war noch deutlich erkennbar. Der gute Henkel, der ein Weitergreifen zur nächsten guten Leiste ermöglicht hatte, war für immer und ewig Geschichte.

Ich stieg bis zum 3. Bohrhaken hoch und liess mich dann wieder am Seil ab. An einem unscheinbaren Pfeiler links vom Ausbruch schien eine neue Lösung machbar. Nach einer «Testkletterei» und der Rücksprache mit meinem Bruder Kurt, der mich dabei sicherte, setzte ich zwei neue Bohrhaken. Dieses Problem war nun elegant gelöst. Am Standplatz setzte ich zwei neue Laschen mit eingeschweisstem Ring, damit man auch problemlos über die Route abseilen konnte. Dieses Prozedere wiederholte sich bei jedem weiteren Stand. Damit wird in Zukunft die Abseilpiste weiter östlich entlastet, die an einem Wochenende oft stark frequentiert ist. Zudem entfällt der etwas schotterige Fussaufstieg zum Start der Abseilpiste.

In der 3. Seillänge trafen wir auf Pius Fähndrich, den ehemaligen und langjährigen Wart der Lidernenhütte. Er kletterte - gesichert von Monika - die «Lange Kombination» und kreuzte dabei unseren Weg. Da durfte eine kurze Schnupfpause natürlich nicht fehlen. Für uns ging es weiter direkt hoch zum bequemen Standplatz auf einem Band. Hier war nur ein einzelner Ringbohrhaken vorhanden, dessen Einsamkeit wir nun mit zwei neuen Laschen beendeten. In rauem, griffigem Felsen folgte jetzt die Schlüssellänge, die als Direktvariante ziemlich fordernd ist (6c). Mit einem Ausweichen nach links kann die Gesamtbewertung von 6b aber eingehalten werden. Allerdings sind die Haken dann etwas schwieriger einzuhängen, da sie weit rechts aussen stecken.

In dieser Länge setzten wir einen zusätzlichen Bohrhaken im leichteren Mittelteil und entschärften so einen gefährlichen Runout. Dies wiederholte sich in der Schlusslänge, wo mit einem zusätzlichen Sicherungspunkt ebenfalls ein ordentlich weiter Abstand eliminiert werden konnte und zudem die Orientierung massiv einfacher wurde. Zwei neue Standhaken besiegelten das Routenende wenige Meter unter der mit Sträuchern durchsetzten Gratkante.

Wir seilten ohne Probleme zum Wandfuss ab und gönnten uns ein paar kräftige Schlucke Flüssigkeit. Angesichts der herrschenden Wärme und der drohenden Gewitter verzichteten wir auf eine weitere Klettertour. Stattdessen zottelten wir zurück zur Lidernenhütte, wo wir mit Monika und Pius bei Schnupf und Most eine angeregte Gesprächsrunde geniessen durften. Besten Dank an die beiden für das Zusammentreffen und die Rücksichtnahme in der Wand.

«Bird on a wire» ist eine genussvolle Kletterei in mehrheitlich sehr gutem Kalk. Mit der Korrektur im Einstiegsbereich, den zusätzlichen Zwischenhaken und den neuen Standplatzsicherungen ist die Tour zwar nicht leichter, aber bestimmt wieder etwas sicherer geworden. Die 5 Seillängen (6a+, 6a+, 6a+, 6b (Var. rechts 6c), 6a) sind sehr homogen und bieten genussvolle Passagen an rauen Strukturen. Ein sehr gutes Topo ist im Kletterführer «Plaisir Ost» von 2021 zu finden. Der Einstieg ist mit «BoW» markiert. Viel Spass beim Klettern dieser Linie.