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Läged Windgällen

Läged Windgällen
"Schmarotzer", 7a, 8 SL
"Zentralpfeiler" 6a, 11 SL

Die dolomitenartigen Felstürme am Läged Windgällen verleihen dem hinteren Schächental sein charakteristisches Bild. Seit vielen Jahrzehnten wird in dieser landschaftlich einzigartigen Gegend Klettersport betrieben und Erschliessungsgeschichte geschrieben.

Die Route "Schmarotzer", welche als äussert lohnende Variante zur ohnehin genussvollen Südrippe gebohrt wurde und der extrem ästhetische, schwungvolle "Zentralpfeiler" sind zwei schöne Beispiele für diese Entwicklung.

Mit Beat durfte ich die fordernde Linie des "Schmarotzer" klettern. Wie der Name schon erahnen lässt, benutzt die Route die Standplätze der älteren Südrippe, folgt aber den kompakten, eisenfesten Felsen links und rechts davon. Bietet die Südrippe schon Klettergenuss pur, kommt man bei "Schmarotzer" vollends in ein unglaubliches Kletterfieber.

Allerdings ist die Eintrittsschwelle für diese Route erheblich höher und ein solides 6b muss oft weit über dem letzten Haken geklettert werden. Dafür wird man mit wunderschönen Kletterstellen und einem atemberaubenden Tiefblick belohnt. Vielen Dank an Beat für den genussvollen Klettertag. Es ist schön, dass wir nach deiner langen Genesung wieder zusammen unterwegs sein dürfen. Leider blieb die Kamera zu Hause liegen, aber der aufkommende Nebel hätte sowieso keine Aufnahmen erlaubt.

Zusammen mit Chris, meinem lieben Kollegen aus dem Salzburgerland durfte ich wenige Tage später den benachbarten "Zentralpfeiler" durchsteigen. Vor mehr als 30 Jahren waren mein Bruder und ich schon einmal in diesen Pfeiler eingestiegen. Aufkommender Nebel, ganz feiner Nieselregen und die erdrückende Steilheit liessen uns aber umdrehen. Als Granitkletterer waren wir uns einfach nicht gewöhnt, solche steilen Dinger zu klettern...

Mit etwas mehr Erfahrung und ein gefestigteren Moral wurde nun diese Begehung zusammen mit Chris erfolgreich zu Ende geführt. Wir hatten zwar auch mit Nebel zu kämpfen, aber mittlerweile stecken solide Klebehaken am Stand, die jederzeit einen Rückzug erlauben. Der Fels ist nicht von der Topqualität wie beim "Schmarotzer", bietet aber dennoch ein schönes Repertoire an Kletterzügen. Die Route ist saniert, trotzdem stecken noch da und dort ein paar alte, gebohrte Ringe und ein paar Schlaghaken.

Nicht ganz klar war mir die Linienführung in der vierten Seillänge. Hier führt rechts an der Pfeilerkante die Originalroute hoch. Ganz links, in einer Rinne, verläuft scheinbar die mit neuen Bohrhaken versehene Variante. Ich blieb dem Original treu und bereute es nicht, folgt dieses doch dem besten Fels in einer logischen Linie.

In der folgenden Schlüssellänge stecken dann wieder zahlreiche neue Bohrplätti, bis man am Fuss der ansetzenden Verschneidung erneut die Haken sucht. Wenn man aber gut hinschaut, findet man dann in der rechten Verschneidungswand wieder ein paar alte, gebohrte Ringhaken, die zum Stand hoch führen. Von diesem Sicherungsplatz aus erblickt man dann oberhalb weit und breit keine Haken mehr. Kein Wunder, muss man doch hier direkt vom Stand weg rechts um die Kante klettern, wo dann weitere fixe Sicherungspunkte den Weiterweg vermitteln.

Vom Pfeilerkopf führt eine Gehpassage an die Schlusswand, welche im Mittelteil nochmals athletische Verschneidungskletterei bietet. Nun komplett vom Nebel gefangen, seilten wir rasch vom "Gipfel" zurück auf das Grasband und querten rüber zur Südrippe, über die wir in fünf Abseilmanövern schon bald wieder den Wandfuss erreichten.

Gratulation den Erstbegehern Hans Kempf und Hans Sonderegger für das gute Auge und den Mut, vor mehr als vierzig Jahren in diesen formvollendeten Zentralpfeiler einzusteigen.

Vielen Dank an Chris für den erlebnisreichen Klettertag und die tolle Freundschaft. Schade, wohnen wir so weit auseinander...