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Royal Arches Area

Royal Arches Area
"Serenity Crack" 5.10d, 3 SL
"Sons of Yesterday" 5.10a, 6 SL

Wer ein deutliches, oder - je nach Standpunkt - vielleicht auch erschreckendes Beispiel für einen völlig ausgedängelten Hakenriss (pin-scarred crack) sucht, wird am Einstieg von "Serenity Crack" fündig.

In einer sonst arschglatten Platte zieht ein mehr als 100 Meter langer, von unzähligen, ehemaligen Hakenlöchern durchsetzter Riss gegen den Himmel. Weiter oben sind weitere, zusammenhängende Risssysteme erkennbar. Sie gehören zur "Sons of Yesterday", die nach den drei Serenity-Längen beginnt und sechs Seillängen misst. Beides sind ganz grosse Klassiker im Yosemite Valley und natürlich heiss begehrt.

So standen wir schon früh am Einstieg, waren aber nicht in der Pole-Position. Zwei Kanadier waren bereits um fünf Uhr morgens (!) eingestiegen, mühten sich aber immer noch in der Schlüsselstelle der dritten Länge ab. Die erste Seillänge ist nicht unbedingt schwer, aber verlangt gute Nerven. Die erste seriöse Sicherung kann erst nach ca. 15 m gelegt werden. Hier gab es schon böse Stürze und "Reissverschlüsse" mit ausgerissenen Friends.

Einem nachträglich gesetzten Bohrhaken ca. 10 Meter über Grund war aber nur ein kurzes Dasein vergönnt. Scheinbar wollte man diesen Klassiker "clean" halten und schlug den Silberling wieder ab. Nun gut, jeder der hier einsteigt weiss, was ihn erwartet. Erleichterung machte sich aber auch bei mir breit, als ich den Standplatz erreichte. Die zweite Länge bietet einen Risswechsel über eine feine Platte. Diese Stelle war im Topo deutlich härter bewertet als der ganze Riss, machte uns aber am wenigsten Mühe. Das liegt wohl an der Gewohnheit!

In der dritten Seillänge verlangte ein schmaler Fingerriss vollen Einsatz und gute Fussarbeit, dann waren die Schwierigkeiten vorbei - dachten wir! Obwohl die oberen sechs Seillängen merklich tiefer bewertet waren, forderten sie uns deutlich mehr als der Beginn. Die senkrechten Handrisse wollten einfach nicht enden und waren innen wie poliert.

Die Kanadier, die wir inzwischen eingeholt hatten, stiegen durch diese Risse wie an einer Kirschbaumleiter hoch. Am Stand erkannte ich dann, warum sie so gut unterwegs waren. Beide trugen eine Art Gummihandschuhe, deren Beschichtung einem Kletterfinken gleicht. Unsererseits hatten wir nicht einmal Tape dabei, dafür ernteten wir ein paar schmerzhafte Schürfungen.

Die zweitletzte Länge verlangte schliesslich noch einen Balanceakt: Mit den Füssen in einem schräg aufsteigenden Riss stehend, musste eine glatte Passage gequert werden. Von dieser Stelle hatten wir wilde Geschichten gelesen, in Tat und Wahrheit war es die einfachste Passage der ganzen Route. Langsam merkten wir, dass die Amis zwar unglaublich starke Risskletterer sind, aber mit ihren ausgelatschten Kletterfinken schlecht auf feinen Leisten und Dellen stehen können.

Da wir nur einen grossen Friend dabei hatten, wurde Dani noch zu einem abschliessenden Runout gezwungen. Dann aber war es geschafft! Glücklich und zufrieden seilten wir über die Route ab und konnten bei den nachfolgenden Seilschaften Stilstudien erstellen.
Der eigentliche Schreck fuhr uns erst beim Abstieg in die Knochen, als wir im steindurchsetzten Wald um ein Haar über eine Klapperschlange stolperten. Von diesem Tag an beobachten wir unseren Untergrund etwas genauer...