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Nollen "Toni Zimmermann-Weg"

Nollen "Toni Zimmermann-Weg" 4c, 6 SL
"Wer solo klettert, hat keine Freunde"....oder leistet Pikett-Dienst bei schönstem Herbstwetter. Tatsächlich war ich an diesem Traum-Wochenende zum Bereitschaftsdienst eingeteilt, was bei einer Interventionszeit von einer Viertelstunde keine grossen Sprünge in die hohen Berge erlaubte. Da ich bei dieser Hitze auch keinen Bock auf tiefgelegene Klettergärten verspührte, stellte ich mich auf ein gemütliches Liegestuhl-Weekend ein.

Gedanklich auf der Suche nach Alternativen, erinnerte ich mich plötzlich an ein Topo, dass mir Bruno Bollinger vor zwei Wochen per Mail zugesandt hatte. An einem gut erreichbaren Felsen über dem "Eisenbahnerdörfchen" Erstfeld hatte er zusammen mit Freunden eine alte, klassische Route saniert. Toni Zimmermann (Jg 1921), ein ehemaliger Lokführer, hatte diese Route in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts erstbegangen. Nun war diese Linie als "Toni Zimmermann-Weg" zu neuem Leben erweckt worden....

Vom Quartier "Kolonie" stieg ich gemütlich die wenigen Minuten zum Einstieg hoch, der gemäss Angaben auf dem Topo nicht zu verfehlen sei.... Potzdonner! Der Beginn der Route war wirklich sehr schwer zu ignorieren, stand doch dort tatsächlich ein "tanzbodenähnliches" Podest! Selten war ich so bequem in eine Wand eingestiegen. Die Route führt durch griffigen Erstfeldergneis und ist sehr abwechslungsreich. Allerdings liegt da und dort noch etwas Dreck und Laub auf den Tritten, was nach einem kräftigen Regen oder mit zunehmenden Begehungen wohl besser wird. Die Absicherung ist, soweit ich das bei meinem seifreien Höhersteigen beurteilen konnte, absolut perfekt. Ab und zu war auch noch ein alter Haken von Toni Zimmerman zu entdecken.

In der fünften Seillänge, nach einer luftigen Kantenkletterei, wartet das Wandbuch auf weitere Einträge. Nur noch wenige Meter trennten mich von der sehr bequemen Ruhebank am Ausstieg der Route. Die Aussicht ist zwar nicht so umfangreich wie auf der "Hanibank" am Sidelengletscher, trotzdem geniesst man einen interessanten Blick auf Erstfeld hinunter. Mein Pikett-Natel war die ganze Zeit stumm geblieben. So stieg ich rasch auf dem bequemen Weg ab und kletterte die ganze Route ein zweites Mal. Erneut bei der Ausstiegs-Bank angetroffen, genoss ich dann das wohlverdiente und ausgiebige Sonnenbad.

Der "Toni Zimmermann-Weg" (4b,4c,4a,4b,3b,4b) eignet sich sehr gut als Ausbildungstour oder als erster Versuch in Mehrseillängenrouten. Der Zustieg erfolgt vom Bahnhof Erstfeld Richtung Norden zum Quartier "Kolonie". Dort beginnt auch der Wanderweg zum Brandtritt. Beim gelben Wegweiser - gleich zu Beginn des Waldes - nimmt man den rechten, direkten Weg und steigt ca. 300m gerade hoch bis zu einem grösseren Stein. Nun nach rechts über Wegspuren an den Fuss der Felsen. Der Einstieg ist wirklich nicht zu verfehlen....Der Abstieg erfolgt über einen bequemen Wanderweg zurück zur "Kolonie".
Besten Dank an die Sanierer und "Tanzboden-Konstrukteure" unter der Leitung von Bruno Bollinger.